Sponsoring von Bloggern

In einer geschlossenen Facebookgruppe wird das Thema gerade diskutiert. Aufgrund der Tatsache, daß diese Gruppe nicht für jeden offen ist, verlinke ich sie hier nicht.

Blogger sind für Unternehmen schon lange interessant geworden, egal ob es um den Techbereich geht, um Mode, Kosmetik, Reise oder Food. Es gibt wohl keine Bloggerszene, wo Unternehmen nicht versuchen Einfluß auf die Veröffentlichung zu nehmen.

Für mich als Blogger stellt sich daher auch die Frage: Wie weit kann ich als Blogger in Sachen Sponsoring gehen ohne meine Glaubwürdigkeit in Frage zu stellen?

Ich baue gerade ein kleines Reiseblog auf. Klein, weil es erst rund 40 Beiträge umfasst und auch weil es sich in einer bisher von vielen Reisebloggern ungebeachteten Nische befindet. Ich blogge ausschließlich über Ausflugsziele in Deutschland.

Schau ich mir viele Reiseblogs an, so wird heute aus Thailand, nächste Woche aus Dubai und nächsten Monat aus Norwegen berichtet. Wow, die kommen ja viel rum, denkt da so mancher. Der Knackpunkt ist aber, daß sehr häufig solche Reisen nicht selbst bezahlt sind, sondern die Blogger an Pressereisen und Bloggerevents teilnehmen. Vom Grundsatz her ist das nicht per se schlimm, ich selbst nehme auch ab und an an solchen Veranstaltungen teil. Für mich stellt sich aber die Frage wie groß darf der Anteil der fremdfinanzierten Reisen sein, wenn man seine Glaubwürdigkeit als Blogger nicht verlieren möchte?

Ich habe für mich persönlich eine Grenze bei 10 % gezogen, d.h. der Anteil der Beiträge in meinem Blog, die aufgrund eines Sponsorings entstanden sind, darf 10 % nicht überschreiten. Ich kenne in dem Segment aber auch Blogger wo mehr als 50 % der Beiträge auf diese Art und Weise finanziert wurde.

Für wie ernst kann ich einen Blogger nehmen, der auf Kosten anderer durch die Weltgeschichte reist und darüber berichtet, was er so erlebt? Für wie ernst nehmen die Leser diesen Blogger, auf den sie vielleicht durch eine Suchmaschine gestoßen sind?

Für mich sind das Fragen, die sich eigentlich jeder Blogger mal stellen sollte.

Mag sein, daß der eine oder andere meint ich wäre zu kritisch in dieser Hinsicht. Ich selbst denke allerdings, daß es besser ist etwas zu kritisch zu sein, als daß man manche Dinge einfach unter den Tisch kehrt.

Interessanterweise meinen einige Reiseblogger auch, daß sie nicht zwingend angeben müssen wenn jemand anderer ihnen diese Reise bezahlt hat. Es wäre ja keine Werbung wie in dem Fall wo jemand paar Euro bezahlt wenn der Blogger einen vorgefertigten PR-Text veröffentlicht. Ich sehe das etwas anders, daher gebe ich auch jedes noch so kleine Sponsoring in meinem Blog genau an.

Jetzt kann natürlich das Totschlagargument kommen „lass die anderen machen was sie wollen, es ist doch ihre Sache“. Natürlich ist es ihre Sache, doch gleichzeitig fällt ein negatives Image in diesem Bereich ein Stück weit auch immer auf die anderen Blogger zurück.

Kann durchaus sein, daß mich mancher Blogger jetzt nicht mehr kennen mag, aber das ist mir auch egal. Ich denke Ehrlichkeit und Transparenz sich selbst und anderen gegenüber hat noch niemandem geschadet.

Mich würde übrigens auch mal die Meinung der Tourismusagenturen usw. interessieren, die mit Bloggern zusammenarbeiten. Achtet ihr drauf wie groß der Anteil der gesponserten Beiträge im jeweiligen Blog oder steht Reichweite über allem anderen als Auswahlkriterium?

Antworten, Meinungen usw. gerne hier im Blog als Kommentar, ansonsten aber auch gerne an die Mailadresse im Impressum schicken.

21 Comments

  1. Matthias M. Meringer

    Ich kenne die Paragraphen nicht auswendig. Aber laut UWG muss Werbung klar als solche gekennzeichnet sein. Ebenso muss für den Leser/Nutzer klar ersichtlich sein, was redaktioneller und werblicher Inhalt ist. Das heißt, dass man verpflichtet ist, Advertorials oder Artikel über bezahlte Reisen/Produkte u. ä. entsprechend zu kennzeichnen.

    Ist ja auch gut so. Sollte mich mal jemand aufgrund meines Fotoblogs zur Messe, zur Reise, zum Kameratest oder zu meiner Weltreise im Wohnmobil (alter Traum) einladen, wäre das sicher nett. Darauf in Artikeln hinzuweisen ist dann aber erste Pflicht. Zumal man niemandem damit schadet. Im Gegenteil: Ich schätze die Leute, die ehrlich sind und sich an die Regeln halten.

    Unter dem Strich sehe ich das wie du. Alles ist möglich – aber mit offenen Karten und regelkonform.

    Den Reisebloggerkodex kennst du sicher…: reiseblogger-kodex.com

    • Den Kodex kenne ich, die wollten mein Blog aber nicht aufnehmen. Angeblich zu wenig persönlich oder so. Egal, man muß es ja auch nicht allen recht machen.

  2. Jacqueline Strauß (@jpointinfo)

    Spannendes Thema. Ich selbst bin ja nun kein Reiseblogger und kann daher aus der Sicht eines Lesers schreiben.

    Glaubwürdigkeit des Bloggers? Kommt drauf an. Bei den meisten liest sich der Erfahrungsbericht einer gesponserten Reise genauso wie der einer selbstfinanzierten. Der Mehrwert ist für mich der gleiche. Genau deshalb ist es mir als Leser eigentlich ziemlich Wurst, wie die Reise nun bezahlt wurde. Fakt ist nunmal – viele Blogger betreiben ihren Blog nicht mehr aus Spaß an der Freude. Man will davon leben können (das gelingt zugegebenermaßen nur den allerwenigsten) oder es soll wenigstens etwas dabei rumkommen. Das finde ich legitim. Im Falle von Reisebloggern ist es ja sonst sogar so, dass sie ziemlich viel draufzahlen. Gerade da finde ich persönlich es völlig ok die eine oder andere gesponserte Reise anzutreten. Das wäre sonst ein ziemlich teures Hobby, das sich aus eigener Tasche wohl kaum jemand leisten kann.

    Was die Kennzeichnung angeht bin ich allerdings völlig bei dir. Wenn es denn eine bezahlte Reise ist, sollte dazu auch ein Vermerk dabei stehen. Das soll um Himmels Willen nicht in eine Werbeorgie ausarten. Ein kleiner Satz am Anfang aber z.B. tut nicht weh und ich als Leser kann dann im Zweifelsfall sogar noch entscheiden, ob ich das lesen will oder nicht.

    Mein Fazit: Gesponserte Reisen und die Berichte darüber gehen für mich absolut in Ordnung, so Sie denn a) gekennzeichnet sind und b) vom Inhalt her dann nicht in Werbegeschwafel verfallen.

    • Hi Jacqueline, und wenn alle Beiträge korrekt gekennzeichnet wären, hättest du dann eine Grenze wo du sagst „das sind mir zu viele gesponserte Beiträge“?

  3. Reiseblogger

    Also ich blogge auch heute über Land X, nächste Woche aus Land Y. Das liegt aber nicht daran, dass ich innerhalb von einer Woche mehrere Länder bereise, sondern diese bereits in der vergangenheit – noch vor meiner Bloggerzeit – bereist habe.

    Ich erzähle nun nachträglich darüber.

  4. Ob selbst bezahlte Reise, gesponsorte Reise, Pessereise oder sonstige Reise, ist letztendlich „pupegal“. Ob er einen Blogger für lesenswert, glaubwürdig, seriös oder eben nicht hält, entscheidet allein der Leser. Damit erledigt sich das ganze Problem von selbst.

    Man sollte die Internetgemeinde auch nicht unterschätzen, in der Regel merkt man ganz schnell, wie ehrlich und glaubwürdig ein Bericht ist, auch ohne „Sposored by“ Hinweis.
    Dennoch ist es obligatorisch den Hinweis zu posten.

    Nichts für ungut, einen gepflegten Blog zu führen ist eine Menge Arbeit und speziell bei einem Reiseblog auch noch mit einem großen Aufwand an Kosten und (Recherche)-Zeit verbunden. Also ich lasse mich gerne von Destinationen, Hotels, Fluggesellschaften, Agenturen usw. einladen, berichte anschließend so objektiv wie mir das möglich ist, und lasse meine Leser entscheiden ob das so OK ist. Dabei ist es mir schnuppe ob 10%, 20%, 50% oder mehr meiner Reisen gesponsert sind.

    Grüße vom Bodensee
    Udo Weisner

    • Hi Udo,

      da stellt sich doch dann die Frage: Verreise ich um Content für den Blog zu generieren oder fällt auf normalen Reisen halt eh Content an, den man dann verarbeiten kann? Damit stellt sich dann wieder die Frage nach der Intention des Bloggers selbst. Ich selbst blogge in meinem Reiseblog, weil ich den Content eh habe bzw. das Blog ist sozusagen ein Abfallprodukt meiner Reisen, die ich auch gemacht hätte, wenn ich nicht bloggen würde.

  5. Eddy

    Ich würde keine „Prozent-Grenze“ errichten. Das ist doch Quatsch. Sei authentisch, bleibe ehrlich und kennzeichne gesponserte Beiträge, Reisen, Produkte deutlich als solche. Dann ist doch alles okay. Und wenn bei Testberichten auch auf Mängel eingegangen und Kritik geäußert wird, bleiben sie immer interessant.

    Das ist jedenfalls meine Erfahrung aus der gelebten Praxis. 😉

  6. Hallo Torsten,

    man kann natürlich auch alles kompliziert machen.
    Für mich stellt sich die Frage nicht. Ich reise gerne und ich schreibe gerne. Reisen macht mir Spaß und mein Blog macht mir auch Spaß.
    Ob dabei das „Ei oder das Huhn“ am Anfang steht, ist mir egal.
    Auch sehe ich meinen Blog nicht als „Abfallprodukt“ 🙂 und meine Leser hoffentlich auch nicht.

  7. Ich mag es eher, incognito zu reisen (was mir in einigen Regionen schon schwer fällt), um wirklich aus der Sicht des Gastes zu berichten. Und wen sich dann ein Anbieter im Nachhinein bedanken / erkenntlich zeigen will, ich bin selten nur einmal in einer Gegend 😉
    Auf Presse- / Sponsorreisen werden auch Dinge möglich gemacht, die normal nicht buchbar oder sogar erlaubt sind. Ich erinner da nur an das Promovideo des Landes Sachsen-Anhalt auf Youtube zum Aktivtourismus. Mindestens zwei der dort gezeigten Dinge sind verboten

  8. Jacqueline Strauß (@jpointinfo)

    Hallo Torsten,

    ich denke eine feste Grenze kann ich da für mich – und ich kann da nur persönlich von mir reden – nicht setzen.

    Mit Sicherheit hängt es eben auch von den Beiträgen an sich ab – Stichwort: Werbechrakter.

    Spätestens bei der Hälfte der Beiträge würde ich dann aber doch mal ins Grübeln kommen. Nicht zuletzt verläuft eine Reise unter Umständen ja auch ganz anders von der Organisation her, wenn das ganze nicht gesponsert wird – vom Budget mal ganz zu schweigen.

    Also bei Blog, wo man die Beiträge nicht gleich vor Werbung strotzen, kann es von mir aus auch die Hälfte sein. Erkennt man die Werbung gleich merklich, würde die „Schmerzgrenze“ auch bei mir sinken.

    Eine Grenze kann ich da nicht festtackern. Es ist wie so vieles im Leben Gefühlssache 😉

    PS: Natürlich aber begrüße ich es auch, wenn Blogger von vornherein sagen, dass sie sich eine vergleichsweise niedrige Grenze stecken. Why not?

  9. Musikjournalisten (und Blogger) bekommen seit jeher Tonträger und Konzertkarten im Überfluss und keine Sau kommt auf die Idee, ihnen das vorzuwerfen. Dabei sind 50 CDs auch nicht viel weniger wert als ein Wochenendtrip nach Sachsen-Anhalt…

    Es ist interessant, dass gerade die Travelblogger immer die „bösen Buben“ sind, aber seltener die Tech- oder Kulturblogger…

    Dennoch sehe ich auch kein Problem darin, seine Reise als gesponsert zu kennzeichnen. Immer noch besser so, als der Eindruck, unter der Hand für seine Meinung gekauft worden zu sein. Viel interessanter wäre eine Wirtschaftlichkeitsrechnung, denn ich persönlich bin ja nun schon sehr lange in der „Bloggerszene“ per Anhalter unterwegs, aber ich habe noch nie irgendwo einen Reisetipp für mich persönlich entdeckt 🙂

  10. Also mir fällt es schwer über Dinge vernünftig zu schreiben, die ich geschenkt bekommen habe. Das kann ein Buch sein oder sicherlich auch eine Reise ans Ende der Welt. Man fühlt sich sicher dazu hingezogen, etwas positiver zu berichten …

    Bei einem Reiseblog wird das ähnlich sein (keine Ahnung)! Klar kann man über Land & Leute, über die Landschaft und über die Region recht objektiv schreiben, aber wenn der Auftraggeber hier und da etwas positivere Dinge „verlangt“, wird man diese wohl auch posten. Schließlich winkt vielleicht in der kommenden Saison ein weiteres Traumziel.

  11. Bei Reisebloggern kann ich nicht mitreden, ich denke auch dass das überbewertet wird. Es klingt ja fast so als würde die Reiseindustrie den Bloggern 365 Tage Urlaub bezahlen und auch noch die Artikel schreiben. Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Ich bekomme ca. 1-2 Artikel-Angebote pro Woche, welche ich bisher immer abgelehnt habe. Thematisch nicht passend oder Werbegedöns.
    Kennzeichnungspflicht halte ich für das oberste Gebot und sollte selbstverständlich sein.

  12. Matthias M. Meringer

    Sollte dieses „Blog Camp“ die Qualität der auf der verlinkten Seite dargestellten Orthografie besitzen: Gute Nacht und tiiiiief Luft holen…

  13. Torsten, „fremdfinanzierten Reisen“ klingt immer so nach Urlaub! Aber das ist es ja nicht. Für Reiseblogger ist das schließlich auch Arbeit. Sie können sich nicht so frei bewegen, wie sie wollen, sie können nicht ihre Familie mitnehmen und vor allem: Sie können an den Tagen keinem anderen Beruf nachgehen. Daher sehe ich auch keine rechtliche Pflicht zur Kennzeichnung (die gäbe es nur, wenn der Text selbst geliefert würde), aber im Zweifel eine moralische. Fakt ist aber: Jeder Reiseblogger kann und sollte unbedingt auch kritisch berichten, denn davon profitieren die Veranstalter am Ende mehr, denn sie können sich verbessern!

  14. Erik

    Die Glaubwürdigkeit hat erst mal nichts mit Sponsoring zu tun. Ein Blog sollte möglichst viele Informationen liefern, die objektiv nachprüfbar sind, z.B. Ausflugsmöglichkeiten, Öffnungszeiten, Verkehrsverbindungen, etc. Die Summe dieser Informationen und der Grad der Recherche entscheidet über die Qualität des Blogs. Der Rest ist Meinung. Wenn ein Reiseblogger ein Restaurant oder Hotel lobt ist das zunächst mal subjektiv, solange es nicht an objektiven Kriterien festzumachen ist. Meinung kann unterhaltsam sein, man darf eben die Entscheidungsfindung nicht davon abhängig machen. Grundsätzlich ist mir Sponsoring, auch in Form von gesponsorten Artikeln lieber als Werbung, da sie transparenter ist.

  15. Ich habe keinen Reiseblog, auch wenn ich gelegentlich über meine Reisen blogge, sondern einen Foodblog. Dem Thema Sponsoring stehe ich ziemlich entspannt gegenüber. Wenn’s passt (inhaltlich, zeitlich), lasse ich mich gerne „kaufen“, schließlich kostet mein Hobby auch Geld. Restaurantbesuche, Kochbücher, Kochkurse etc. wollen ja schließlich finanziert werden.

    Da der Blog in erster Linie mein Rezeptverzeichnis ist, auch einen Tagebuchcharakter hat, muss ich nicht an meine Leser denken. Natürlich freue ich mich, wenn der Blog gelesen wird, aber wenn ein Leser meint, er könne den Blog nicht mehr lesen, weil ich gelegentlich sponsored posts schreibe, dann ist das halt so. Ich kann und will es nicht jedem recht machen, sondern mache mein Ding.

    Diese Diskussion über Sponsoring von Bloggern empfinde ich als typisch deutsch. Ich bin immer wieder erstaunt, wie futterneidisch Blogger sein können. Früher dachte ich, Grüne Männchen leben auf den Mars. Heute vermute ich, die bloggen, denn manche müssen wirklich grün vor Neid sein.

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