Insel – ein Dorf zersplittert

Seit Sommer 2011 ist in Insel nichts mehr wie es einstmals war. Zwei aus der Sicherungsverwahrung entlassene ehemalige Sexualstraftäter sind hier seßhaft geworden. Das führte zu bis heute andauernden regelmäßigen Demos gegen die beiden neuen Dorfbewohner und auch gegen Dorfbewohner die sich hinter die beiden Straftäter stellen und versuchen ihnen zu helfen sich einzuleben.

Dabei werden die protestierenden Dorfbewohner einzig von Neonazis unterstützt, die diese Gelegenheit nutzen um sich zu profilieren.

Ich möchte hier nicht die gesamte Geschichte noch einmal von vorne aufrollen, eher mal meine Gedanken dazu loswerden und eine Diskussionsgrundlage bieten.

Fakt ist, irgendwo mussten die ehemaligen Straftäter nach ihrer Entlassung hin. Da sie ansonsten keine andere Bleibe fanden, nahmen sie das Angebot an und gingen nach Insel. Fakt ist auch, daß jeder das Recht hat zu wohnen wo er will.

Der gewaltige Fehler der gemacht wurde war der, daß niemand die Einwohner des kleinen Dorfes (rund 400 Einwohner) vorab darauf vorbereitet hat. Die waren plötzlich mit zwei verurteilten Sexualstraftätern konfrontiert. Verständlich, daß einige da Angst bekommen und die beiden lieber heute als morgen wieder loswerden wollen. Aber auch für die beiden Männer kann man Verständnis haben, denn die wollen nur in Ruhe leben.

Die Situation ist zugespitzt. Ein Kompromiß ist faktisch unmöglich, denn es gibt nur die beiden Varianten wegziehen oder dort bleiben für die beiden Männer.

Versagt hat hier in erster Linie die Politik. Es wurde von dort keine wirklich aufklärende Arbeit im Vorfeld geleistet. Jetzt wo das Kind in den Brunnen gefallen ist, weiß allerdings auch niemand wirklich was geschehen soll. Die regelmäßigen Demos erfordern auch regelmäßige Polizeieinsätze. Langfristig kann es so nicht weiter gehen.

Versucht man eine andere Wohnung für die beiden zu finden, heißt es man habe dem Druck von Rechts nachgegeben. Gleichzeitig heißt es dann die freiheitlich-demokratischen Grundrechte wären gefährdet. Lässt man alles wie es ist, gehen auch die Proteste und Polizeieinsätze weiter und es nicht absehbar, daß es zu einer Entspannung der Lage kommt.

Was ist zu tun?

Ich fände es zum Beispiel gut, wenn die Justizministerin mal ohne Medienpulk ganz alleine mit ner Thermoskanne Kaffee und nem Blech selbstgebackenen Kuchen bei den Protestierenden daheim auftaucht und mit denen bei Kaffee und Kuchen die Problematik erörtert. Klar, kann man sich als Ministerin ohne Beisein von Medienleuten nicht so in Szene setzen, aber vielleicht stattdessen in privaten Gesprächen viel mehr erreichen.

Vielleicht hilft es aber wirklich nur, wenn man den beiden eine andere Wohnung anbietet. Dann hat vielleicht der Rechtsstaat verloren, aber wie sagte dereinst Friedrich der Große: „Wer alles defendieret, defendieret gar nichts.“.

Allen wird man es nicht recht machen können, diesen Gedanken sollte man auf jeden Fall fallen lassen. Wer sich das nicht eingestehen will, der hat letztlich den Spürsinn für die Realität bereits verloren.

Doch was mich interessieren würde, wie würdet ihr vorgehen?

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