Wir sind kein Durchschnitt

In den letzten Tagen bekam ich ein paar Lästereien zu spüren bezüglich eines neuen Projektes von mir. Allerdings hätte es mich auch schwer gewundert, wenn es anders gewesen wäre. Von daher habe ich das ganze recht gelassen betrachtet und mich über den Traffic gefreut.

Interessant bei der ganzen Geschichte war, daß viele derer die sich hier bei Twitter, Facebook und Google+ rumtreiben, eine ganz eigene Meinung von sich und ihrem Status haben. Für Leute wie uns ist die Nutzung solcher Dienst so alltäglich wie das tägliche Duschen am Morgen. Für die Mehrheit der Menschen ist dies aber ganz und gar nicht so.

In meinem Bekanntenkreis hab ich junges Paar. Sie ist Diplom-Naturwissenschaftlerin, er ist Diplom-Mathematiker und beide sitzen an ihrer Doktorarbeit. In ihrem Freundeskreis bin ich der Einzige ohne Abitur und Studium. Allerdings bin ich auch der Einzige mit Smartphone und regelmäßiger Nutzung von Facebook und Twitter.

Bei meinem letztjährigen Klassentreffen war ich ebenfalls der einzige Smartphonenutzer. Nur ein geringer Bruchteil meines Jahrgangs hat inzwischen einen Facebookaccount, noch weniger sind bei Xing und bei Twitter ist mir gar keiner von denen bekannt.

Vor kurzem hielt ich an einer Fachhochschule ein Seminar zu Social Media. Bis dato hatte gar niemand der Teilnehmer einen Twitteraccount gehabt. Mir gelang es zudem mit lediglich zwei Check-Ins den Foursquare-Mayor bei der Fachhochschule zu bekommen, weil dort niemand der Studenten und Lehrkräfte anscheinend Foursquare nutzt.

Ich beziehe mich übrigens in meinen Beispielen bisher ausschließlich auf Personen die Mitte 20 – Mitte 30 sind. Sicher, Social Media ist schon weit verbreit, aber die Mehrzahl der Menschen steht diesen Diensten immer noch etwas abwartend gegenüber und nur weil wir Heavyuser sofort überall mitmischen und wissen wie dieses oder jenes funktioniert, heißt das noch lange nicht, daß andere damit auch sofort klar kommen. Es kann manchmal nicht schaden über den Tellerrand zu schauen, denn dann stellt man schnell fest, daß es noch eine Welt außerhalb der Social Media-Szene gibt. Eine Welt, in der einen die Leute ungläubig anstarren wenn man sein Smartphone rausholt und bei Foursquare eincheckt, von Google+ Kreisen spricht oder nach einem Hashtag für Twitter fragt.

Von daher machen vernünftige Social Media-Seminare durchaus Sinn, allerdings wohl eher weniger für Social Media-Hardcoreuser.

2 Comments

  1. Hey Torsten,
    eine ganz ähnliche Erfahrung hab ich schon m#mach dürfen und man wird jedes mal wie ein Auto angeguckt, wenn man zugesteht, man habe Facebook, Twitter und/ oder Co.
    Aber ehrlich gesagt bin ich der Meinung, dass dies die Leute sind, die man schief anzugucken hat, denn wir sind lediglich dem Wandel der Zeit angepasst.
    Diese Leute sind Revolutionäre gegen ein neues und moderneres Zeitalter und sträuben sich, sich diesem Wandel anzupassen.
    Zugänglicher sind da wirklich Menschen mit einem anderen Bildungsabschluss außer dem Abitur.
    Komisch eigentlich,aber eine interessante Feststellung.

  2. Dani

    Hallo Torsten,

    wir hatten vor kurzem auch Klassentreffen und da war es ähnlich. Es gab zwar ein paar Leute mit FB Account aber das war mehr oder weniger die Ausnahme. Twitter absolute Fehlanzeige. Smartphones hatten auch die wenigsten, wobei ich sagen muss, ich besitze auch kein Smartphone weil ich sonst nur noch im Netz wäre. Am Freitag war ich selber auf einem Twitter VHS Kurs, einfach so zum Spaß und aus Neugierde. Gekommen sind 5 Personen alle um 30+. Die eine hat Twitter mit google verwechselt und war definitiv im falschen Kurs. Mit dem Anmeldeprozess und dem Navigieren hatten dann auch einige zum kämpfen. War echt interessant zu sehen, wo es da überall Probleme gab.

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