Hochwasser Magdeburg 2013: Das Krisenmanagement

Magdeburg hat gerade das schwerste Hochwasser in seiner über 1200 Jahre währenden Geschichte hinter sich gebracht und schon kommen die Kritiker aus ihren Löchern gekrochen und kritisieren das Krisenmanagement von Oberbürgermeister Lutz Trümper.

Ich drücke es mal so aus: in so einer Situation ist es egal welche Entscheidungen der OB getroffen hat, es würde hinterher immer wen geben, der daran etwas auszusetzen hat.

In meinen Augen war OB Trümper der ruhende Pol des Ganzen, der immer versuchte etwaige Panikmache zu verhindern. Das war auch richtig so. Es hätte nichts gebracht bereits Dienstag oder Mittwoch halb Magdeburg zu evakuieren.

Der Krisenstab hatte einen Nachteil: er war auf die Prognosen des Landeshochwasseramtes (LHW) und des Wasser- und Schiffahrtsamtes (WSA) angewiesen, die von Tag zu Tag unrealistischer wurden, zumindest in meinen Augen. Spätestens als die vom Donnerstag nachmittag erschienene neue Prognose für den Elbpegel bereits bei Erscheinen Makulatur war, war klar, daß man von dort keine wirklichen fundierten Zahlen erwarten darf. Doch mit welchen Zahlen sollte man denn sonst planen?

Wenn der OB gesagt hätte, man gehe von 780 cm aus obwohl das LHW nur 720 cm prognostizierte, hätte es auch genug Kritiker gegeben. Wenn aber selbst die Profis nicht in der Lage sind vernünftige Prognosen zu liefern, wer dann?

Wo man dem Krisenstab vielleicht etwas vorwerfen kann, ist die Tatsache Rothensee im Vorfeld zu wenig Beachtung geschenkt zu haben. Aber auch hier erinnere ich mich an die Pressekonferenz am Freitagvormittag, wo Herr Heidler von der IHK Magdeburg nachfragte, ob für Rothensee Gefahr bestünde. Das wurde damals verneint, sich auch in Absprache mit den Experten vom LHW.

Alles in allem bin ich der Meinung, daß wir uns hier in Magdeburg glücklich schätzen können, gerade Lutz Trümper als Oberbürgermeister zu haben, auch wenn ich nicht immer in allem mit ihm übereinstimme.

Im Vergleich mit dem Hochwasser 2002 lief in diesem Jahr vieles übrigens bedeutend professioneller ab. Ich war damals auch drei Tage in Magdeburg und kann daher den Vergleich aufstellen. Im übrigen reicht mir das jetzt mit Hochwassern in diesem Leben. 😉

3 Comments

  1. Jacqueline Strauß (@jpointinfo)

    Ganz genau meine Meinung. Emotional fiel die ein oder andere Entscheidung ganz sicher auch einem Hr. Trümper nicht leicht, denn man kann ihm vieles unterstellen – aber eines ganz sicher nicht: Dass er „sein“ Magdeburg nicht auch liebt. Bei Interviews sah er aus als wäre er um mindestens 10 Jahre gealtert – übermüdet, abgekämpft. Außerdem sollte man nicht vergessen, dass auch er nur einen gewissen Handlungsspielraum hat – in diesem Fall muss er sich an Prognosen halten. Und da ist eben der Knackpunkt – stimmen diese nicht, ist es eben essig.

    Gerade in Bezug auf Rothensee war das sicherlich eine Sache, die ich hätte auch nicht entscheiden wollen. Bleibt irgendwie die Hoffnung, dass einige Einwohner das Ganze mit ein wenig Abstand auch verstehen.

    Einzig und allein gewundert hat mich aber das Vorgehen in der Bleckenburgstr. Die Lief ja nun schon vor dem Wochenende einigermaßen voll. Es hatte also auch schon der Pegel von 7,20m gereicht. Da frage ich mich doch ein wenig, warum da nicht schon mit Sandsackbarrieren vorgearbeitet wurde…

    Alles in allem sind wir glimpflich davongekommen und das kommt nicht von ungefähr. Es kann also nicht alles falsch gelaufen sein. Aus einigen Dingen wird man sicherlich auch lernen. Nur wünsche ich Hr. Trümper aber definitiv nicht noch ein 3. großes Hochwasser in seiner Amtszeit. Zwei Katastrophenlagen sollten genug sein.

    PS: Im übrigen war Lutze wenigstens nicht im Urlaub … siehe Schönebeck.

  2. Asmund

    Da ein sehr guter Bekannter im näheren Umfeld des Krisenmanagement tätig war und bei Weitem andere Dinge erzählte, kann ich den obigen Ausführungen nicht zustimmen. Bleibt auch zu Erwähnen, dass das THW bereits vor 3 Wochen auf die Gefährdung des Umspannwerkes in Rothensee hinwies.

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