Mehr Geld!

Bei der Lufthansa sieht alles danach aus als würde es im April nochmal zu einem Streik kommen. Es geht mal wieder ums liebe Geld. Bei all dem Gerangel habe ich das Gefühl, daß viele Angestellte (nicht nur bei der Lufthansa) recht kurz denken. Ich möchte mal an dieser Stelle vorrechnen, was so ein Arbeitsplatz alles kostet und daß es da um mehr als nur das Bruttogehalt geht.

Wir gehen mal nicht von einem Lufthansamitarbeiter aus, sondern wir nehmen mal einen Kleinbetrieb der nicht tarifgebunden ist. Das Bruttogehalt legen wir für dieses Rechenbeispiel mal auf 1.500 Euro fest, es gibt 12 Gehälter und 21 Tage Jahresurlaub (5 Tage Arbeitswoche). Der Beispielarbeitnehmer hat Steuerklasse I, keine Kinder, ist ledig und zahlt keine Kirchensteuer.

Bruttogehalt: 1.500,00 Euro
Nettogehalt: 1.082,19 Euro

SV-Beiträge AN: 307,11 Euro
SV-Beiträge AG: 293,61 Euro
Steuer: 110,70 Euro

Auf das Bruttogehalt von 1.500,00 Euro muß der Arbeitgeber also noch 293,61 Euro SV-Beiträge aufschlagen, die er auch noch abführen muß. Dazu kommt noch der nur durch den Arbeitgeber zu zahlende Beitrag zur Unfallversicherung. Hierführ kalkulieren wir mal den Mindestbeitrag von knapp 90 Euro/Jahr, also 7,50 Euro je Monat. Damit sind wir bereits bei 1.801,11 Euro je Monat. Es kommen noch Lohnbuchhaltungskosten dazu, die berechnen wir pauschal mit 10 Euro/Monat, also kostet der Arbeitnehmer den Arbeitgeber jetzt bereits 1.811,11 Euro je Monat.

Das ist der Betrag den der Arbeitnehmer mit seiner Dienstleistung monatlich erwirtschaften muß, damit der Arbeitgeber zumindest keinen Verlust macht! Doch halt, der Arbeitnehmer hat ja auch noch 21 Tage Urlaubsanspruch. Also arbeitet er faktisch nur 11 Monate im Jahr und bekommt einen Monat Geld fürs Nichtstun. Ja das klingt jetzt wieder böse, aber letztlich ist es doch nunmal so.

Bei 1.811,11 Euro die der Arbeitnehmer den Arbeitgeber monatlich kostet sind wir bei Jahreskosten von 21.733,32 Euro. Die muß der Arbeitnehmer binnen 11 Monaten reinarbeiten, macht also zu erbringende Arbeit die der Arbeitgeber seinen Kunden für 1.975,76 Euro in Rechnung stellen kann, damit er auf +/- 0 kommt.

Der deutsche Arbeitnehmer meldete sich im Jahre 2009 an durchschnittlich 7,3 Tagen krank. Gehen wir wieder von den 1.975,76 Euro aus und rechnen mit 21 Arbeitstagen, so kostet der Arbeitnehmer dem Arbeitgeber 94,08 Euro je Tag. Bei 7,3 Krankheitstagen wären das Kosten von 686,78 Euro für den Arbeitgeber, also muß man die auch noch auf die restlichen Arbeitstage umlegen.

Merkt ihr was? Wir sind jetzt schon bei über 2.000 Euro je Monat die der Arbeitnehmer erwirtschaften muß, damit der Arbeitgeber auf +/- 0 kommt. Was aber wenn der Arbeitnehmer keine 7,3 Tage krank ist sondern vielleicht vier Wochen? Auch das muß ein Arbeitgeber mit einkalkulieren.

Letztendlich, und das darf man nun wirklich keinem Arbeitgeber verübeln, möchte der Arbeitgeber ja auch noch Gewinn machen. Somit müßte ein Arbeitnehmer der 1.500 Euro brutto verdient rund 3.000 Euro monatlich erwirtschaften, damit es sich für den Arbeitgeber auch wirklich lohnt eine Arbeitsstelle zu schaffen.

Vielleicht sollte man darüber auch mal auf Arbeitnehmerseite nachdenken. Höhere Löhne heißen auch höhere Kosten die auf die Kunden umgeschlagen werden müssen. Wenn Kunden sich dann das Produkt oder die Dienstleistung nicht mehr leisten können/wollen springen sie ab und schon muß der Arbeitgeber Arbeitsplätze abbauen.

Natürlich sollte ein Arbeitnehmer von seinem Gehalt auch leben können, in einigen Branchen wird aber auf sehr hohem Niveau gejammert. Da sollte man sich wirklich überlegen ob nicht irgendwann auch mal genug ist, den Bereich Lufthansa zähle ich da mal mit dazu. Im übrigen, ich fliege nicht mit der Lufthansa. Als ich das letzte Mal in einem Flugzeug saß stand da an dem Flugzeug noch INTERFLUG dran.

Und ja, ich zahle niedrige Gehälter, aber dafür weiß ich, daß ich auch kommenden Monat die Gehälter noch pünktlich zahlen kann und meine Leute nicht rausschmeißen muß. Nicht jeder SEO-Kunde legt mal locker jeden Monat vier- oder fünfstellige Beträge auf den Tisch. Viele Kunden jammern schon bei niedrigen bis mittleren dreistelligen Beträgen je Monat.

  1. Ric

    Aber mal Hand aufs Herz. Kann man mit 1500 Euro heute überhaupt noch leben? Die Rechnung mag ja korrekt sein, ist aber wohl etwas tief angesetzt.

    Cheers ric

    • Kann man, die Hartz IV-ler kommen in der Regle mit viel weniger aus. Man darf natürlich nicht erwarten, dann jedes Jahr 2 x nach Malle fliegen zu können oder sich alle drei Jahre ein neues Auto kaufen zu können.

      Ich selbst hatte auch mal finanziell andere Zeiten erlebt und denk mal, daß ich auch heute noch mit solchen Beträgen auskommen könnte. Wer natürlich schon immer nicht auf den Cent schauen mußte, für den ist es dann natürlich bedeutend schwieriger.

  2. cora

    Tief angesetzt? Im „Osten“ sind sogar deutlich niedrigere Löhne Realität. Für 40 Stunden 800 Netto sind nicht ungewöhnlich. Dafür kostet die Miete in der Platte nur 200 Euro und die weiteste Urlaubsreise geht an die Ostsee. Ob das erstrebenswert ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.

    „Höhere Löhne heißen auch höhere Kosten die auf die Kunden umgeschlagen werden müssen. Wenn Kunden sich dann das Produkt oder die Dienstleistung nicht mehr leisten können/wollen springen sie ab und schon muß der Arbeitgeber Arbeitsplätze abbauen.“

    Hier liegt es allein am AG, seine Dienstleistungen/Produkte zu einem fairen Preis auf den Markt zu bringen, der genug Geld für das Unternehmen und eine gerechte Entlohnung abwirft. Über den Preis zu verkaufen lohnt sich ohnehin nur für Unternehmen, die große Stückzahlen schieben oder wie ein Call Center massenhaft Dienstleistungen erbringen. Kleine Anbieter schneiden sich beim Verkaufsargument Preis immer ins eigene Fleisch.

  3. diltigug

    Dazu fällt mir gerade der „Kurzbeitrag“ von Feynsinn wieder ein:
    „Was ist das eigentlich für ein Land …
    … in dem die Ärzte und die Piloten streiken und die wirklich Ausgebeuteten sich brav buckelnd in ihr Schicksal ergeben? Ein einig Volk von FDP-Wählern, deucht mich.“

    https://feynsinn.org/?p=2893

  4. Kai

    Wenn du das schon so detailliert ausrechnest, solltest du aber auch die U1 nicht vergessen, die den AG im Krankheitsfall des AN entlastet

  5. Felix

    Sind nicht mindestens 24 Tage Urlaub gesetzlich vorgeschrieben? 1500 Brutto is wenig, grad im SEO-Bereich. Sicher sind viele froh, dass sie einen Job haben, aber Qualifikation kostet Geld und wenn ich nach 40 Stunden Arbeit von der Kohle grade so leben kann, sollte sich auch der Arbeitgeber überlegen, ob er wirklich eine qualifizierte, volle Arbeitskraft einstellen sollte oder lieber ein paar Aushilfen. Oder ob er die Leute dann wenigstens nur 30 Stunden arbeiten lässt, denn für das Gehalt sollte sich niemand volle Tage verausgaben. Ich wette, dass sowieso viele Arbeitnehmer in einer 35 Stunden Woche genau das gleiche Pensum schaffen würden, wie in einer 40 Stunden Woche, da konzentriertes Arbeiten in vielen (grade auch kreativen Bereichen) nicht besonders durch lange Arbeitszeiten gefördert wird.

  6. Felix

    Sind nicht mindestens 24 Tage Urlaub gesetzlich vorgeschrieben? 1500 Brutto is wenig, grad im SEO-Bereich. Sicher sind viele froh, dass sie einen Job haben, aber Qualifikation kostet Geld und wenn ich nach 40 Stunden Arbeit von der Kohle grade so leben kann, sollte sich auch der Arbeitgeber überlegen, ob er wirklich eine qualifizierte, volle Arbeitskraft einstellen sollte oder lieber ein paar Aushilfen. Oder ob er die Leute dann wenigstens nur 30 Stunden arbeiten lässt, denn für das Gehalt sollte sich niemand volle Tage verausgaben. Ich wette, dass sowieso viele Arbeitnehmer in einer 35 Stunden Woche genau das gleiche Pensum schaffen würden, wie in einer 40 Stunden Woche, da konzentriertes Arbeiten in vielen (grade auch kreativen Bereichen) nicht besonders durch lange Arbeitszeiten gefördert wird.

  7. Felix: Die 24 Tage Urlaub sind mit 6 Werktagen je Woche berechnet, bei einer 5-Tage-Arbeitswoche reduziert sich der gesetzliche Mindesturlaub auf 20 Tage.

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