Deutschland studiert sich kaputt

In diesem Jahr war ich ja einige Mal auf Personalsuche und da bekommt man dann auch Bewerbungen von Leuten mit Studienabschluß auf den Tisch. Schaut man sich dann die Lebensläufe dazu an, stellt man häufig fest, daß man es mit manchem Studienabschluß anscheinend alles andere als leicht hat sich eine entsprechende berufliche Zukunft aufzubauen.

Für mich stellen sich da dann drei Fragen:

1. Warum studiert man etwas, womit man es schwer hat im Berufsleben Fuß zu fassen?
2. Warum bieten Universitäten und Fachhochschulen Studiengänge an für die gar kein Bedarf besteht?
3. Warum werden Studieninteressenten vorab nicht über ihre Erfolgschancen korrekt aufgeklärt?

Die erste Frage hängt sicher auch mit der dritten Frage direkt zusammen. Viele Studenten haben von manchen Berufen immer noch falsche Vorstellungen. Wie sonst kann es sein, daß immer noch so viele Jura studieren wollen, obwohl wir doch einen Überbestand an Rechtsanwälten haben? Die Zeiten wo faktisch ejder Rechtsanwalt die große Kohle verdient hat sind lange vorbei.

Ähnlich sieht es auch in solch Studiengängen wie Germanistik oder Philologie aus. Nach dem Studium sitzen die Absolventen dann auf der Straße und niemand will sie wirklich haben. Nicht umsonst sagt man ja auch, daß ein Philosophiestudium die beste Voraussetzung sei um Taxifahrer zu werden.

Bei der ganzen Thematik darf man auch nicht vergessen, daß das Studium vom Staat finanziert wird, der Student teilweise auch noch Bafög bezieht und dann die Gefahr besteht, daß er hinterher Hartz IV beantragen muß. Somit werden auch Steuergelder sinnlos verpulvert. Hier sollte man sich also überlegen, ob man die Zugangsvoraussetzungen für einige Studiengänge nicht erschweren sollte und damit auch die Zahl der Absolventen verringert. Wenn frisch gebackene Rechtsanwälte nebenbei noch Taxi fahren (und damit den Philosophen die Arbeitsplätze streitig machen) um zu überleben, ist auch niemandem wirklich geholfen.

Natürlich ist es für Leute wie mich gut, wenn man so Studienabgänger für kleines Geld einstellen kann, weil selbige froh sind überhaupt einen Job zu bekommen. aber das sollte nicht Sinn und Zweck des ganzen sein. Eine entsprechende Regulierung von Seiten des Staates ist hier auf jeden Fall angebracht.

Bin gespannt, ob man das in der Politik auch irgendwann mal einsieht. Ich laß mich da einfach mal überraschen.

  1. Stefan

    Leider stelle alle drei Fragen auf den monetären Aspekt ab. Studenten entscheiden sich nicht für ein Studium, weil sie wissen, anschließend viel Geld damit zu verdienen. Man entscheidet sich ja auch nicht für einen Beruf, nur des Geldes wegen. Ausschlaggebend sind vielmehr die eigenen Wünsche und Vorlieben.

    https:///twitter.com/stelten

  2. Frank

    Das Thema ist komplexer als es scheint.
    Aber ein paar Dinge dazu:
    > 1. Warum studiert man etwas, womit man es schwer hat im Berufsleben Fuß zu fassen?

    Manche haben Wunschträume und werden erst nach dem Studium wach. Aber selbst mit guten Studiengängen wie Ingenieur oder Informatiker gibt es den Schweinezyklus, dass vor und während des Studiums die Abgänger höchst gefragt sind und mit Ende des Studiums sich keiner mehr dafür interessiert. Informatikerschwemme und für alle Zukunft kein Bedarf an Ingenieuren in Deutschland heißt es dann (war wirklich so, jetzt werden sie wieder gesucht und sollen vom Ausland kommen).

    Dann steht der Abgänger mit fertigem Diplom oder Master (Bachelor zählt eh nicht richtig) auf der Straße und darf Taxi fahren, Pasta oder Teppiche verkaufen oder sonstwas tun, notfalls Hartz4 beziehen.
    Das liest sich nicht gut im Lebenslauf und dann 2 oder 4 Jahre später nimmt den „Abgänger“ ohne Berufserfahrung keiner mehr.
    Das ist Deutschland, denn Mangel an Ingenieuren oder Informatikern gibt es nicht, sie sind alle da, machen aber was anderes als sie studiert haben.

    > 2. Warum bieten Universitäten und Fachhochschulen Studiengänge an für die gar kein Bedarf besteht?

    Weil diese eingerichtete Fakultäten und Professorenstellen dafür haben und alle diese Leute von dem Leben wollen. Streicht man einen solchen Studiengang, wären all die Angestellten dafür arbeitslos.
    Wozu wir jedes Jahr so viele Germanisten und Philosophen brauchen, weiß ich auch nicht.
    Aber ich weiß, dass viele Ausländer Deutsche Literatur und ähnliche Fächer ohne Zukunftschance studieren, weil sie sonst gar keinen Studienplatz in Deutschland bekämen und somit keine Aufenthaltserlaubnis samt Arbeitserlaubnis in Deutschland.
    Aber warum immer noch Studiengänge angeboten werden, die nichts als spätere Tellerwäscher, Kinderhüterinnen, Haushaltshilfen und Arbeitslose produzieren. erklärt das auch nicht wirklich.
    Z.B. Biologie, Verwaltungswissenschaft oder Chemie, was macht man damit, wenn man das aktuell falsche studiert hat?
    Manche machen noch den Doktor Titel und arbeiten dann als Webdesigner (kann ja jeder;-) ), oder jobben in Sportgeschäften oder versuchen sich als Selbständige.
    Gerade Chemie, es gibt die Organische Chemie die Geld und Jobs bringt, und die Anorganische, die Arbeitslosigkeit und Frust bringt.

    3. Warum werden Studieninteressenten vorab nicht über ihre Erfolgschancen korrekt aufgeklärt?

    Weil das nicht im Sinn der Hochschulen ist, denn diese wollen ihre Sitzplätze voll mit Studenten bekommen.
    Hochschulen sind in vielen Dingen sehr langsam und unangepasst. Kurzum, wer erwartet, dass in Hochschulen moderne Technik gelehrt wird, liegt teilweise sehr falsch damit.
    Z.B. müssen noch viele Informatiker in PHP-MySQL Kurse gehen, weil im Studium zu einem dieses nicht beigebracht wird (sogar manchmal kein Java) und zum anderen noch nicht einmal richtig Programmieren.
    Dort wird Theorie gelehrt, aber nicht Praxis.
    Ich kann z.B. über mein ehemaliges Studienfach Industriebetriebslehre nicht viel gutes sagen, weil nur stupides Rechnen gelehrt wurde aber nicht der Praxisbezug und vor allem, wie komme ich in der Praxis an all die Zahlen mit denen wir rechneten?
    Aber es gab keinen neuen Professor und so musste der alten noch aus der Rente zurückgeholt werden und Vorlesung halten, wie damals Achtzehnhundertirgendwas…

  3. Corinna

    Ist es nicht eine große Errungenschaft, dass jeder das studieren kann, was er für richtig und wichtig hält?

    Man kann diese Fragestellungen nicht am Studiengang selbst festnageln. Es ist vielmehr die persönliche Einstellung, die über den beruflichen Werdegang entscheidet.

    Sind es nicht immer die unflexiblen Daheimgebliebenen, die dann einen Job unter ihrem Niveau machen? Denen muss der Traumjob in ihrer Heimatstadt vor die Füße getragen werden – und wenn nicht, dann jobben sie eben. Auf dieses Phänomen trifft man speziell im Osten, wo es in der Altmark oder Lausitz eben so schön ist, auch wenn es keine Arbeit gibt.

    Im Freundeskreis ist mir übrigens niemand bekannt, der nach der Uni oder FH keinen adäquaten Job gefunden hat – trotz Studiengang-Vielfalt.

  4. Felix

    In meinem Umfeld haben fast alle studiert und diejenigen sind auch in guten Jobs gelandet. Gut vor allem in dem Sinne, das die Jobs einigermaßen Spaß machen und dennoch keiner am Hungertuch nagt. Das halte ich für wichtiger, als Reichtum.

    Ich glaub da gibts ganz andere Bereiche, in denen der Staat erstmal handeln muss. Die paar hartzenden Studenten scheinen mir nur ein kleines Übel.

    Dennoch könnten Studiengänge praxisbezogener werden, damit man schneller in Jobs kommt.

    Ach ja: Ein Hoch auf die Freiheit, das Studieren zu dürfen, was man möchte.

  5. Smoerre

    In meinen Umfeld kenne ich viele Ings. (mich eingeschlossen) die nichts gefunden haben und sich jetzt anderweitig über Wasser halten müssen.
    Ich denke das liegt am Fachkräfteüberschuß bzw. man handelt nach der Maxime „Warten auf Godot“ in der Hoffnung, das sich noch ein besserer Kandidat findet, der 100% ins Schema paßt.
    Wenn die vorgegebenen Anforderungen nicht exakt erfüllt werden können, redet man den Mangel herbei und jammert rum.

    Es stellt sich noch eine 4. Frage.
    Wieso gibt es immer mehr Fachrichtungen und immer neuere Titel als früher ?
    Ich warte noch auf den Super-Master als Abschlußgrad!

    Antwort: Damit man den Selektionsgrad noch weiter forcieren kann.

    Ein wirklich schöne Entwicklung ….

  6. Ganz einfach beantwortet: weil in DE nach wie vor noch der Bildungs- und nicht der Ausbildungsgedanke im Vordergrund steht.
    Der hat hierzulande Tradition.
    Ob und wie weit das noch zeitgemäß ist, steht natürlich auf einem anderen Papier.
    Und zu den Erfolgschancen: jeder ist seines Glückes Schmied. Es gibt genauso Philologen mit 6-stelligem Einkommen wie arbeitslose BWLer…

  7. Erwin

    Naja ich kenne viele Studenten die einfach nur Studieren um nicht Arbeiten zu müssen, diese belegen dan einfache Fächer und chillen den ganzen Tag. Anderst sind z.B. die Chemie Studenten den um da was zu reißen muss man viel tuen. Desweitern war ich entsätzt damals als es hies wir haben zu wenig Ingenoure und Invormatiker.. Ich konnte das nicht fassen da ja so viele auf der Straße sitzen. Ich glaub in der Politik läuft da auch noch einiges zu dem Tehma. Lg

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